Solinger Friedensdorf-Netzwerk
Solinger Friedensdorf-Netzwerk
Die kleine Angolanerin Carla ist die erste Patientin im außergewöhnlichen Netzwerk aus DRK, Kliniken und Solimed.
Carla lächelt. Die 11-jährige Angolanerin ist der stille Star in der Kinderklinik. Denn mit Hilfe der kleinen Patientin wird gerade eine frohe Botschaft verkündet. Künftig wollen das Klinikum, die St. Lukas Klinik, das Solinger DRK und besonders die Solimed-Ärzte über die „Medizinische Hilfe Solingen“ noch enger arbeiten, um ihre Hilfe für Kriegs- und Krisenkinder noch besser, noch effektiver zu machen.
Carla ist beileibe nicht das erste Friedensdorf-Kind, das in Solingen operiert wurde. Aber die kleine Angolanerin dürfte einer der schmerzhaftesten Fälle gewesen sein, den Solinger Chirurgen im ehrenamtlichen Dienst der Oberhausener Hilfsorganisation Friedensdorf International bisher auf dem Tisch hatten. Carla kam im Mai aus Angola, heute ist ihr 57ster Tag im Klinikum. Sechs Mal haben die Ärzte der Unfallchirurgie ihre eiternden, porösen Beinknochen operiert. Die Osteomyelitis, ein böser, im schlimmsten Fall tödlicher Knochenfraß, der besonders unterernährte Kinder aus den armen Region der Welt befällt, bestimmt Carlas Leben seit einem halben Jahr.
„Uns fiel der schlechte Allgemeinzustand auf“, sagt Stefan Nippes vom DRK und erinnert sich, wie Carla aus Angola kommend ins Klinikum gefahren wurde. Seine Leute fahren seit Jahren ehrenamtlich Kinder vom Flughafen in die Krankenhäuser. Mittlerweile können sich die Mediziner beglückwünschen. Der Elfjährigen haben sie eine Zukunft geschenkt, die Carla in den Slums von Luanda als schwerkrankes Mädchen niemals gehabt hätte.
Die Idee des Solinger Netzwerkes gibt es so noch nicht
Im Oberhausener Friedensdorf, für das die Mediziner des Klinikums und der St. Lukas Klinik operieren, ist man beeindruckt. Das neue Solinger Friedensdorf-Netzwerk ist etwas, was es in der Geschichte medizinischer Kriegskinderhilfe in Deutschland so wohl noch nie gegeben hat. Eine Idee, die vom Ohligser Arzt Dr. Christoph Zenses angeregt wurde. Der ist vielfach engagiert. Ob Schilddrüsenuntersuchungen in Russland, Medimobil oder Solinger Tafel, Zenses schubst ein Sozialprojekt nach dem anderen erfolgreich an.
Für das Ärztenetzwerk Solimed ist er im gleichnamigen Verein für Sozialprojekte zuständig. Dort unterstützt man mit einem Stamm von gut 20 Fachärzten auch die „Medizinische Hilfe Solingen“. Eine Hilfe, die denen zugute kommt, die sich in Solingen teure Medizin nicht leisten können. Auch das Medimobil gehört dazu. Künftig wird die Nachversorgung in Solingen operierter Friedensdorf-Kinder auch übernommen. Denn die brauchen gerade nach dem Klinikaufenthalt teure Medikamente oder orthopädische Hilfsmittel. „Wir sind bereit“, sagt Christoph Zenses und freut sich auf die ersten kleinen Patienten. Auch soll ein Pool von gut 20 Fachärzten den Kollegen von St. Lukas Klinik und Klinikum bei Bedarf konsiliarisch zur Verfügung stehen.
„Wir sind bereit.“
Dr. Christoph Zenses
Die Klingenstadt ist seit langem Helferplattform für Friedensdorf-Kinder. Allen voran war es die Kieferchirurgie an der St. Lukas Klinik, die bereits vor Jahrzehnten Kriegskinder für die Oberhausener operierte. Deren Chefarzt Erich-Theo Merholz hat zusammen mit seinen Chirurgen allein für das Friedensdorf weit über 60 Kindern geholfen. Nimmt man andere Abteilungen wie die Unfallchirurgie an der Schwanenstraße und seit einigen Jahren auch Kliniken im Solinger Klinikum hinzu, dürfte die lebenswichtige Einzelfallhilfe bereits deutlich im dreistelligen Bereich liegen.
Von Uli Preuss (Text und Foto)